Mittwoch, 21. August 2019

Gestern„Schatten (Eurydike sagt)“ von Elfriede Jelinek in der Schaubühne gesehen, eine der letzten Vorstellungen. Regie: Katie Mitchell.
In einer Kritik von Thomas Rothschild zur Uraufführung in Wien heißt es über das Stück: „Weil dies ein Theaterstück von Elfriede Jelinek ist…., darf es keine große Liebe geben, sondern nur Besitzanspruch und die Erniedrigung der Frau zum Objekt. Dass Orpheus sie aus der Unterwelt zurückholen will, dieses Bild der den Tod überdauernden Liebe, empfindet Jelineks Eurydike als Unfähigkeit, von der Bindung an das Objekt, also an sich selbst, abzulassen. Was als ewige Liebe idealisiert wird, ist für sie Zwang.“
Ja, so ist es und das auf eine penetrant eindimensionale Art und Weise, ich als Frau bin entsetzt, denn da sehe ich das Opfer Frau, das sich windet, nicht weiß, unglücklich ist, und keinen Ausweg. Da wäre mir doch eine Liebe von Orpheus noch lieber.
Und dann, wieder aus der Kritik: „An einer Stelle wird in Bezug auf Orpheus der Übergang von der narzisstischen zur Objektbesetzung angesprochen. Was wäre, im wirklichen Leben wie im Drama, narzisstischer als der Monolog, als die Unfähigkeit zum Dialog, also zum Reagieren auf ein Gegenüber? Jelineks Eurydike fühlt sich von Orpheus zum Objekt degradiert, und nimmt im Grunde nur sich selbst wahr. Ob die Autorin das kritisch oder positiv sieht, ist schwer auszumachen.“
Sehr klug beobachtet, finde ich. Dialoge gibt es wirklich im ganzen Stück nicht und die Inszenierung von Katie Mitchel bietet da auch keine Brücke, der Theateranteil des Abends ist minimal gegenüber dem Filmanteil, man sieht die Hauptfiguren in Großaufnahme, der Monolog Eurydikes wird von einer weiteren Schauspielerin in einer Ton-Kabine gesprochen, so dass der Fokus geradezu schreiend auf Monolog liegt, Interaktion zwischen den Figuren, also Orpheus und Eurydike, gleich null, alles wird im Text behauptet. 
Ich war enttäuscht, vor allem von Jelineks Text, der mir so entsetzlich banal feministisch vorkam, ganz eindimensional und platt. Das immer gleiche wiedergekaut und keinen Schritt weitergekommen.